Regisseur Wolfgang Nägele verschmilzt innovativer Puppentradition mit zeitgenössischer Bühnentechnik

0

Die Aufführung von Punch and Judy im Bockenheimer Depot verbindet Harrison Birtwistles radikale Musiksprache mit skurrilen Puppenspielmotiven. Unter Alden Gatts musikalischer Leitung entsteht ein dichter Klangraum, in dem schrille Geräusche auf stille Momente treffen. Wolfgang Nägele setzt auf eine minimalistische Bühne, auf der die existenziellen Themen von Geburt bis Wahnsinn als komische Tragik inszeniert werden. Die Frankfurter Produktion thematisiert Gewalt und Vergänglichkeit mit intelligenter Ironie und visueller Reduktion eindringlich bleibend.

Überzeichnete Figuren im Puppenspiel prägen dystopische Atmosphäre und Spannung

Punch and Judy präsentiert in nur einer Szene eine kaleidoskopische Collage existenzieller Motive, frei von erzählerischer Linearität. Harrison Birtwistles Komposition ist geprägt von einer ungewöhnlichen Balance aus komödiantischer Übersteigerung und musikalischer Strenge, bei der Dissonanzen und unerwartete Ruhemomente gleichermaßen zur Wirkung kommen. Die traditionellen Handpuppen werden zu Symbolträgern menschlicher Leidenschaften und destruktiver Impulse. Dieser Einakter entwickelt dadurch eine verdichtete, fesselnde Dramaturgie voller schwarzer Ironie und hinterlässt nachhaltige Eindrücke provokante Überraschungen.

Komische Tragödie statt linearer Handlung begründet Birtwistles radikale Musiktheater

Die Kompositionen von Harrison Birtwistle, einem Protagonisten der britischen Avantgarde, heben sich deutlich von Benjamin Brittens tonalem Stil ab. Sie zeichnen sich durch originelle, gewagte Klangkonstruktionen, humoristische Einschübe und schelmische Brüche aus, die spielerisch mit skurrilen Motiven spielen. Statt einer klaren narrativen Linie bevorzugt er abstrakte, neuartige Formen des Musiktheaters, geprägt von europäischen Avantgardeansätzen. In Punch and Judy verfolgt jeder musikalische Impuls den Anspruch auf unmittelbare Expressivität und emotionale Tiefe.

Alden Gatt prägt sonore Klarheit, Nägele gestaltet eindringliche Puppendramaturgie

Herausragend dieser Saison führt Alden Gatt die musikalische Leitung von Macbeth mit höchster Präzision und strukturellem Fokus. Wolfgang Nägele, Regisseur hinter Falstaff am Theater Bielefeld, Il trittico im Saarländischen Staatstheater und A Midsummer Nights Dream in Seoul, integriert die Ästhetik des Puppentheaters in eine technisch anspruchsvolle Bühnensprache. Seine enge Partnerschaft mit Hans Neuenfels zwischen 2007 und 2016 gewährleistet eine dramaturgische Konzeption, die bis ins kleinste Detail konsequent und tiefschürfend ist.

Ensemblemitglieder Hall und Porter verleihen Punch und Judy Leben

Die englische Puppentradition erhält in Frankfurt frischen Klang, wenn Danae Kontora in der Rolle der Pretty Polly mit nuancierten Koloraturen und schimmernder Höhe die Bühne dominiert. Cecilia Hall überzeugt als Judy durch klangliche Feinzeichnung und lebendige Gestik, während Bariton Jarrett Porter den charismatischen Punch mit vollem Stimmvolumen sowie intuitivem komödiantischen Gespür gestaltet. Als Ensemblemitglieder der Oper Frankfurt tragen alle drei Künstler zu einem lebhaften, grotesk-komischen Bühnenerlebnis bei, faszinierend, mitreißend, unglaublich.

Oper Frankfurt präsentiert Punch and Judy im Bockenheimer Depot

Die Frankfurter Premiere läuft am Donnerstag, 11. Dezember 2025 ab 19 Uhr im Bockenheimer Depot. Folgevorstellungen finden am 14., 18., 20., 22., 28. und 30. Dezember jeweils um 19 Uhr statt. Eintrittskarten sind für 20 bis 80 Euro erhältlich, zuzüglich einer Vorverkaufsgebühr von 12,5 Prozent bei externen Verkäufern. Buchung und Kauf erfolgen sowohl online direkt über www.oper-frankfurt.de, telefonisch unter 069 – 212 49 49 4 oder an den regionalen Vorverkaufsstellen.

Hochkonzentrierte Birtwistle-Komposition, radikale Puppentradition und unglaubliches, einzigartiges packendes Opernabenteuer

Die einaktige Oper Punch and Judy entfaltet im industriellen Ambiente des Bockenheimer Depots eine dichte Atmosphäre, in der avantgardistische Klangarchitekturen, makaberer Humor und existenzielle Konflikte zu einer intensiven Zuschauererfahrung verschmelzen. Birtwistles komplexe Partitur fordert präzise musikalische Gestaltung, während jede Szene auf minimale visuelle Mittel setzt. Unter Alden Gatts feinsinniger Leitung und Wolfgang Nägeles innovativer Regie liefert das Ensemble einen packenden Abend, der musikalische Radikalität und theatralische Präzision vereint und Erstaunen.

Lassen Sie eine Antwort hier